Mahnmal gegen Gewalt an Frauen

 

Rufen zum Engagement gegen Gewalt an Frauen und Mädchen auf (v. l.): Bloggerin "Tia" Kristina Rentsch, Bürgermeister Klaus Kreß, Autorin Susanne Fröhlich, Zonta-Clubpräsidentin Julia Buettner und Frauenbeauftragte Patricia Mayer. FOTO: PV

 

 

Bad Nauheim(pm). Die Vereinten Nationen rufen mit dem "Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen" am heutigen Mittwoch weltweit Menschen und Institutionen auf, sich für dieses Ziel einzusetzen. "Der Tag wird auch ›Orange Day‹ genannt, denn Orange ist die Farbe, die die Vereinten Nationen als Symbol für eine gewaltfreie Welt für Frauen eingeführt haben", erklärt Bad Nauheims Bürgermeister Klaus Kreß.

Für die Frauenbeauftragte der Stadt, Patricia Mayer, selbst Mutter von zwei Töchtern, ist es eine Herzensangelegenheit, Frauen besser vor Gewalt zu schützen: "Im letzten Jahr gab es alleine im Wetteraukreis fast 400 Fälle von häuslicher Gewalt, die statistisch von der Polizei erfasst wurden. Gewalt an Frauen und Mädchen ist ein weltweites Problem und tritt überall auf." Es werde zu wenig darüber geredet. Sprache habe Wirkung und präge das Bewusstsein. Mayer: "Dieses besondere Jahr hinterlässt Spuren bei uns allen. Bei manchen am ganzen Körper, manche bezahlen sogar mit ihrem Leben."

Ob Gewalt in der Partnerschaft, sexuelle Belästigung auf der Straße oder am Arbeitsplatz, digitale Gewalt im Netz, Stalking, Kinderehen, Zwangsprostitution oder weibliche Genitalverstümmelung - diese Liste lasse sich beliebig fortsetzen, sagt Zonta-Clubpräsidentin Julia Buettner. Die für den 25. November vom Zonta Club Bad Nauheim-Friedberg zusammen mit der Frauenbeauftragten geplante Aktion "Orange Schuhe" in der Bad Nauheimer Fußgängerzone zur Aufklärung und Vermittlung von Hilfsangeboten musste wegen der Kontaktbeschränkungen absagt werden.

Neben einem Info-Stand von Zonta, Frauenbeauftragter, Polizei, Mitarbeiterinnen des Frauenhauses, Frauenberatungsstellen und Bürgermeister sollten 122 Paar orange lackierte Frauenschuhe als Kunstinstallation und leuchtendes Mahnmal gegen Gewalt aufgestellt werden. Jedes Paar steht für eine 2019 in Deutschland ermordete Frau.

Ideengeberin für die Schuhinstallation, die von der Friedberger Lackiererei AmS Automobil-Service GmbH kostenfrei angesprüht wurde, ist die Bad Nauheimer Frauenbeauftragte. Die Veranstalter wollen die Aktion im kommenden Jahr nachholen. Orange angestrahlt werden 2020 einige Gebäude, etwa die Musikschule am Sprudelhof und verschiedene private Wohnhäuser in der Alice- und Stresemannstraße. Sie leuchten heute in der Zeit von 17 bis 20.30 Uhr orange. Auch Bad Nauheimer Einzelhändler beteiligen sich. Sie dekorieren ihre Läden orange und machen mit den orange lackierten Frauenschuhen in den Schaufenstern auf diesen Tag aufmerksam.

Anstelle der Präsensaktion tritt von heute bis zum 10. Dezember die Zonta-Story-Aktion "Orange the World" in Kooperation mit der Frauenbeauftragten. Sie ist virtuell auf dem Instagram- und Facebook-Kanal des Zonta Clubs Bad Nauheim-Friedberg zu sehen (#zontabadnauheimfriedberg,@vonFrauenfuerFrauen). "Orange the World" wurde ursprünglich durch "UN Women" ins Leben gerufen. Die Aktion läuft jedes Jahr weltweit vom 25. November bis zum 10. Dezember, offizieller Tag der Menschenrechte.

Appell des Bürgermeisters

In diesen 16 Tagen werden im Rahmen der Instagram- und Facebook-Storys von Zonta Pressemeldungen zu Gewalt- und Mordfällen an Frauen aus dem vergangenen Jahr vorgelesen. Dabei wird zu Beginn jeweils ein orangefarbenes Paar Schuhe gezeigt - es steht symbolisch für die jeweilige Frau, die ermordet wurde oder die Gewalt erfahren hat.

"Zwei bekannte Persönlichkeiten aus Fernsehen und Rundfunk konnten wir für die Aktion gewinnen: Autorin und Journalistin Susanne Fröhlich und Schauspieler Volkert Kraeft. Sie werden ebenso wie Bürgermeister Kreß, Vertreterinnen von Zonta, des Frauenhauses, von der Gynäkologie des Hochwaldkrankenhauses sowie Bad Nauheimer Schülerinnen und Schüler Pressetexte lesen", freut sich Buettner über das breite Engagement.

"Zonta und die Frauenbeauftragte haben mich gefragt, ob ich nach Bad Nauheim komme und bei der Story-Aktion mitmache. Dieser Bitte bin ich gerne nachgekommen, denn ich möchte mich unbedingt solidarisch mit den Opfern von Gewalt zeigen", sagt Susanne Fröhlich. Diese Taten stünden oft im Hintergrund, zu wenige Menschen nähmen sie wahr. Das müsse sich ändern. Fröhlichs Beitrag wurde bereits am Dienstag aufgezeichnet Sie unterstützt verschiedene Aktionen und Kampagnen gegen Gewalt an Frauen, etwa den Frankfurter Frauennotruf, der über vertrauliche medizinische Angebote nach einer Vergewaltigung aufklärt.

Auch Klaus Kreß hat sich gerne beteiligt und eine Pressemeldung gelesen. "Das ist ein wirklich heftiges und gleichzeitig unerträgliches Thema, bei dem ich einen Kloß im Hals hatte. Gewalt ist keine Privatsache. Es ist Aufgabe aller Menschen und aller staatlichen Institutionen, für das Grundrecht auf körperliche und seelische Unversehrtheit einzutreten", lautet der Appell des Bad Nauheimer Bürgermeisters.

 

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